Trend Logo

Galeria Karstadt Kaufhof schließt Ende August 16 Filialen

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
5 min
Ende Juli sollen das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben werden
©APA/APA/dpa/Hendrik Schmidt
  1. home
  2. Aktuell
  3. Nachrichtenfeed
Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres. Das gab Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag bekannt. Besonders stark von Schließungen betroffen sind mit jeweils drei Häusern Berlin (Ringcenter, Spandau, Tempelhof), Nordrhein-Westfalen (Essen, Köln Breite Straße, Wesel) und Bayern (Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz, Würzburg).

von

Außerdem sollen diese Warenhäuser dicht machen: Chemnitz, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Trier Fleischstraße.

Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1.400 werden gehen müssen, knapp ein Drittel davon sind Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Essen. Der Sitz des Unternehmens soll in die Filiale Düsseldorf Shadowstraße umziehen. "Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen", sagte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche.

Nach Angaben des Handelskonzerns wurden mit dem Gesamtbetriebsrat ein Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart. Dabei sei unter anderem festgelegt worden, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln könnten, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. "Vor ein paar Wochen war die Angst vor dem Szenario einer Abwicklung von Galeria noch groß. Doch jetzt gibt es nochmal eine Chance für das Warenhaus", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl. Dennoch sei die Betroffenheit der gesamten Belegschaft groß.

Bei der Entscheidung über die Zukunft der Filialen war für Insolvenzverwalter Denkhaus neben dem Umsatz und der Kaufkraft der jeweiligen Region vor allem die Höhe der Miete ausschlaggebend. "Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt", sagte Denkhaus. Einzelne Filialen auf der Schließungsliste können sich womöglich noch Hoffnung auf einen Fortbestand machen. Im vorherigen, im Mai 2023 aufgehobenen Insolvenzverfahren waren einige Warenhäuser wieder von der Liste heruntergeflogen. Weil es kurzfristig neue Vereinbarungen mit den Mietern gab, wurden am Ende nicht 52 der ehemals 129 Standorte geschlossen, sondern nur 37.

Der Deutsche Städtetag sieht den Erhalt von 76 Filialen als gute Nachricht für die Kommunen und die Mitarbeiter der Häuser. "Wir haben den Eindruck, dass mit diesem Neustart außerhalb der Signa-Gruppe jetzt wirklich eine Zeit nachhaltiger Konzepte für die Standorte beginnt", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der dpa. Trotzdem seien es "bittere Nachrichten" für die Standorte, die nicht gerettet werden könnten.

Experte Johannes Berentzen von der Handelsberatungsfirma BBE zeigte sich skeptisch. Mit der Schließung der 16 Häuser seien die großen Herausforderungen der verbleibenden Häuser und des Galeria-Geschäftsmodells nicht gelöst, sagte er der dpa. Es gehe um mehr Unternehmertum vor Ort, Investitionen in die Fläche, in Personal und in die Verknüpfung von Online- und Offlinewelt.

Der Warenhauskonzern hatte Anfang Jänner einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette, die im Zuge der vorherigen Insolvenz von Benko zugesagt worden waren, flossen nicht mehr.

Van den Bossche und Denkhaus gaben im Jänner die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will. Noch ist unklar, mit welchem Konzept der Handelskonzern wieder nach vorn gebracht werden soll und in welchem Umfang die neuen Eigentümer in das Geschäft investieren. Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen.

Beetz betonte, die Vereinbarung biete eine bessere und nachhaltigere wirtschaftliche Grundlage für die Zukunft des Warenhauses. "Wir stehen weiterhin zu unserem Angebot, Galeria wieder zu einem hochattraktiven Einzelhändler zu machen und sehen den nächsten Schritten im Verfahren positiv entgegen."

Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn am 28. Mai annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

ARCHIV - 26.01.2023, Sachsen, Chemnitz: Die Uhr des Neuen Rathauses spiegelt sich im Logo der Galeria Kaufhof im Zentrum von Chemnitz. Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres. Diese Filiale ist auch von den Schließungen betroffen. (zu dpa: «Galeria: 16 Warenhäuser schließen Ende August») Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat
Ähnliche Artikel
Frankreich will mehr E-Autos bauen
Nachrichtenfeed
E-Auto-Erzeugung Frankreichs soll bis 2027 stark steigen
93-Jähriger legt Präferenzen für Nachfolgelösung offen
Nachrichtenfeed
Buffett lässt Geldreserven von Berkshire Hathaway wachsen
Nachrichtenfeed
Rossmann-Chef für härteres Vorgehen gegen Temu
Anhaltende Trockenheit bremst Schaumweinhersteller Freixenet
Nachrichtenfeed
Dürre in Spanien: Kurzarbeit bei Sekthersteller Freixenet
Maschine der US-Billigfluglinie Southwest Airlines im Landeanflug
Nachrichtenfeed
Southwest Airlines reduziert Arbeitszeiten von Piloten
Berkshire-Chef Warren Buffett
Nachrichtenfeed
Berkshire reduziert Apple-Beteiligung
Weniger Fahrzeiten und konzentrierterers Arbeiten als Vorteile
Karriere
Umfrage: Fast die Hälfte würde bei Homeoffice-Aus kündigen
Dorf Lützerath wurde 2023 nach Massenprotesten geräumt und abgebaggert
Nachrichtenfeed
Klimaaktivisten wollen RWE Kohlegebiet abkaufen
Die Federal Reserve sieht zu wenig Maßnahmen gegen Inflation
Nachrichtenfeed
Fed lässt Leitzins auf hohem Niveau
Experten und Unternehmen warnen vor längeren Lieferzeiten
Nachrichtenfeed
Großbritannien beginnt mit neuen Brexit-Kontrollen
Bonitätsbewertung Österreichs auf "AA+" gesenkt
Nachrichtenfeed
Ratingagentur Scope entzieht Österreich Bestnote
Warenhauskette bekommt neue Eigentümer
Nachrichtenfeed
Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen