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Andrew Demmer, der Einsammler

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Andrew Demmer

©Wolfgang Wolak
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Andrew Demmer, Chef des gleichnamigen Teehauses, sammelt leidenschaftlich Kuriositäten wie Pilze aus Porzellan oder Godenschachteln.

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Er ist in London geboren, heißt mit Vornamen Andrew und führt das exquisite Demmer-Teehaus. Trotzdem ist Andrew Demmer, 67, so wenig Brite wie Karl Farkas oder Helmut Qualtinger. Der Sohn einer Österreicherin und eines Deutschen wurde zufällig in London geboren und kam so zu seinem Namen.

Auch zum Teehandel kam er mehr oder weniger zufällig. Die damals im Familienbesitz befindliche Kaffeerösterei Arabia-Mikado war "das Revier vom dominanten Großvater, und für mich war eben nur das Teegeschäft frei“, erzählt Demmer, dem man britischen Humor nicht absprechen kann.

Er war während seiner Ausbildung "auf Wanderschaft“ in der Schweiz und in Paris, wo er das Handwerk für die Gastronomie und Teekunde erlernte.

Die Kaffeerösterei verkaufte er nach dem Tod des Großvaters an Julius Meinl und startete 1981 mit Demmers Teehaus und einer eigenen Teeproduktion durch. Seitdem ist er "happy mit Tee“. Heute betreibt Demmer europaweit 30 Teegeschäfte, eines in Japan, offeriert etwa 280 Teesorten, beschäftigt 125 Mitarbeiter, hat ein florierendes Geschäft und schreibt satte Gewinne. Das Business ist eines, "wo sich die Spirale ewig nach oben dreht“, sagt er. "Die Preise gehen rauf, und damit steigen auch die Umsätze, wenn man die Mengen hält.“

Sorgen machen ihm nur der innerchinesische und der indische Markt, weil dort der Eigenbedarf steigt, da die Menschen zu mehr Wohlstand kommen. Und Österreich hat leider noch nicht den Stellenwert bei Tee, den er sich wünschen würde.

Sei’s drum. Der Mann strahlt eine Ruhe und Gemütlichkeit aus wie Mr. Twining höchstselbst. Obwohl Demmer offiziell noch das Zepter führt, hat er längst junge Mitarbeiter ans Ruder gelassen. "Ich mische mich zwar in alles ein, würde aber sagen, das Werkel läuft auch gut ohne meine Störaktivitäten.“

Skurrilitäten-Sammler

Langweilig ist Sir Demmer trotzdem nie, denn er hat eine Marotte: Er sammelt Skurrilitäten wie Pilze, Godenbüchsen (God/Gödel nennt man in Teilen Oberösterreich Taufpaten) oder Pfeifenköpfe, obwohl er nicht raucht. Dabei steht aber immer die Sammelleidenschaft im Vordergrund, nie der Wert. Animiert zu diesem Hobby hat ihn einst ein Onkel, der Antiquitätenhändler war und ihn oft auf seine "Streifzüge“ mitgenommen hat. "Meine Frau Dorothea, die immer ein wachsames Auge auf mich hat, damit ich keinen Blödsinn mache, meint, wenn ich mehr als drei Dinge von etwas besitze, ist das der Beginn einer Sammlung.“ Etwa 80 Pilze aus Keramik und anderen Materialien samt Literatur und Kochbüchern über Schwammerl zieren sein Arbeitszimmer im Wochenenddomizil in Lunz am See. "Da sind auch teilweise scheußliche Sachen dabei“, sagt er. Über sein Lieblingsschwammerl ist er in Afrika im wahrsten Sinne des Wortes gestolpert und hat sich den Zeh an der Pilzskulptur aus Lavagestein gestoßen.

Seit Neuestem jagt Demmer nach Godenbüchsen, die zum Teil herrlich verziert sind und dem Taufkind mit einer Münze zur Geburt geschenkt werden. Mittlerweile hat er schon eine repräsentative Sammlung. Mit seiner kuriosen Sammelleidenschaft ist Demmer nicht alleine. In seinem Bekanntenkreis gibt es Menschen, die Press- oder Schnapsgläser sammeln. Vielleicht greift ja mal jemand Helmut Zilks Idee auf, in einem der Wiener Flaktürme eine Ausstellung für Sammler der besonderen Art zu eröffnen.

Der Artikel ist ursprünglich im Magazin FORMAT, Nr. 50/2014 vom 12.12.2014 erschienen.

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